Beitrag überprüft und zuletzt aktualisiert am 16. Oktober 2023
Etwa 20 Prozent der Berufstätigen in Deutschland füllen einen Bürojob aus. Dadurch sind sie täglich 8 Stunden an den Schreibtisch gefesselt. Addiert man weitere Tätigkeiten des Alltags wie die Nahrungsaufnahme, die Fahrt mit dem Auto oder die Entspannung auf dem Sofa hinzu, verbringen die meisten Büroangestellten mehr als die Hälfte des Tages in sitzender Position.
Es bedarf keines Mediziners, um festzustellen, dass ein solches Verhalten langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Umso wichtiger ist es, dass die Arbeitgeber darauf achten, ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einen Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen, der nach ergonomischen Maßstäben eingerichtet ist.
Falsches Sitzen – der Auslöser vieler Krankheiten
Inzwischen wurde in zahlreichen Studien und wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen, dass tägliches stundenlanges Sitzen die menschliche Gesundheit nachhaltig beeinträchtigt. Es scheint aber so, dass die Resultate der Erhebungen weitestgehend ignoriert werden. Immer noch verbringen viele Büroangestellte über Jahre hinweg ihren Arbeitstag ohne einen ergonomischen Schreibtisch oder einen professionellen Bürostuhl in einer ungünstigen Sitzposition.
Die Folgen treten ganz allmählich zum Vorschein. Die Leiden beginnen mit gelegentlichen Kopfschmerzen, die von leichten Verspannungen im Nacken begleitet werden. Zudem legt ein dumpfes Ziehen in den Schultern Zeugnis davon ab, dass der Bewegungsapparat täglich stundenlang in einer unnatürlichen Sitzhaltung verharrt.
Im weiteren Verlauf machen sich Nacken- und Rückenschmerzen bemerkbar, die als Symptome beginnender Haltungsschäden gedeutet werden können. Der mit einer falschen Sitzhaltung verbundene Bewegungsmangel führt zu Übergewicht und Durchblutungsstörungen, wodurch nach einigen Jahren das Herz-Kreislauf-System angegriffen und im schlimmsten Fall ein Herzinfarkt hervorgerufen wird. Zudem werden Stoffwechselstörungen, eine verstärkte Anfälligkeit gegenüber Infektionskrankheiten, Adipositas und Diabetes beobachtet.
Was wird unter Ergonomie verstanden?
Ergonomie als wissenschaftliche Disziplin stellt die menschliche Arbeit in den Mittelpunkt. Jahrhunderte lang wurde davon ausgegangen, dass sich der Mensch an den ihm zur Verfügung gestellten Arbeitsplatz anzupassen hat. Ergonomische Ansätze dagegen drehen diese Grundsätze um. Nach Meinung der Wissenschaftler ist es ungleich effektiver und der Gesundheit zuträglicher, wenn der Arbeitsplatz die menschlichen Bedürfnisse berücksichtigt.
Im Büro bedeutet diese Erkenntnis, dass der gesamte Arbeitsbereich so gestaltet wird, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen und ihren Arbeitstag schmerzfrei verbringen können. Dabei ist es nicht ausreichend, passende Büromöbel und Arbeitsgeräte anzuschaffen. Ergonomie betrachtet die Problematik ganzheitlich und bezieht die Lichtverhältnisse, die Belüftung, das Mikroklima, die Lärmbelastung sowie die Größe und Farbgebung der Räumlichkeiten in die Betrachtung mit ein.
Die gesetzlichen Grundlagen
Der Gesetzgeber hat diese Vorgaben im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) rechtlich umgesetzt. Dieses nimmt die Arbeitgeber in die Verantwortung, für die Gesundheit der Mitarbeiter Sorge zu tragen.
Zudem enthält die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) wichtige Regelungen, die die Sicherheit und die Gesundheit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen beim Einrichten und Betreiben von Arbeitsplätzen betreffen.
Welche Vorteile bringt ein ergonomischer Arbeitsplatz mit sich?
Büroangestellte können es schwerlich vermeiden, mehrere Stunden täglich in sitzender Position zu verbringen. In einem ergonomischen Büro gehören gesundheitsschädliche Sitzhaltungen jedoch der Vergangenheit an. Die auf die körperlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter ausgerichtete Arbeitsplatzumgebung bringt einige entscheidende Vorteile mit sich:
- Konzentriertes Arbeiten ist länger möglich: Das stundenlange Sitzen in einer falschen Position kostet den Organismus unnötig Energie. Dadurch ermüden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen schneller, als dies unter normalen Umständen der Fall wäre. Sie arbeiten langsamer und fühlen sich ausgelaugt. Eine ergonomische Sitzposition dagegen erleichtert die Sauerstoffaufnahme sowie die Durchblutung, wodurch Konzentrationsfähigkeit und Produktivität gefördert werden.
- Die Beschäftigten fühlen sich länger wohl: Wen während der Arbeit ein schmerzender Rücken oder ein verspannter Nacken plagt, dessen Laune und Motivation verschlechtern sich rapide. Das Wohlbefinden schwindet und mit ihm die Effizienz und die Arbeitsleistung. In den meisten Fällen kommt es dazu, dass sich der Konsum von Schmerzmitteln entscheidend erhöht.
- Weniger Fehltage: Beschwerden, Schmerzen und Krankheiten, die durch eine falsche Sitzhaltung ausgelöst werden, führen dazu, dass die Beschäftigten eher den Arzt aufsuchen und krankgeschrieben werden. Entscheidet sich der Arbeitgeber dazu, die Büros des Unternehmens nach ergonomischen Grundsätzen zu gestalten, werden unnötige Fehltage vermieden.
Wie sieht ein ergonomisches Büro aus?
Zwar haben manche Arbeitgeber erkannt, welche Vorteile ein ergonomisches Büro mit sich bringt. Oft wird allerdings vergessen, dass ein Trend zum Home-Office besteht und auch bei der Gestaltung dieser Arbeitsplätze die nachfolgend genannten ergonomischen Grundsätze umzusetzen sind.
Das Wohlfühlambiente am ergonomischen Arbeitsplatz
Ergonomische Ansätze beziehen das gesamte Umfeld mit ein. Ein gesunder Arbeitsplatz verfügt mindestens über 10 Quadratmeter, damit für die nötige Bewegungsfreiheit gesorgt ist. Ein heller und freundlicher Anstrich sowie mehrere indirekte Lichtquellen mit einer Gesamtstärke von mindestens 500 Lux sorgen dafür, dass die Konzentration nicht unnötig gestört wird.
Außerdem erleichtert die richtige Raumtemperatur ein effektives Arbeiten. In der Regel werden die besten Ergebnisse erzielt, wenn das Thermometer zwischen 20 und 22° Celsius pendelt. Ideal ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent. Wird die Raumluft trockener, kommt es zu Reizhusten, der vor allem in Großraumbüros die gesamte Belegschaft stört. Wird es zu feucht, erleiden die Beschäftigten Schweißausbrüche und an konzentriertes Arbeiten ist nicht mehr zu denken.
Daher ist es wichtig, für eine ausreichende Lüftung zu sorgen. Kommt eine Klimaanlage zum Einsatz, empfiehlt sich die gleichzeitige Nutzung eines Luftbefeuchters. Im Übrigen sorgen einige großblättrige Pflanzen für die Optimierung des Raumklimas. Letztlich sollte darauf geachtet werden, dass der Lärmpegel 55 Dezibel nicht dauerhaft überschreitet.
Der höhenverstellbare Schreibtisch
Der Schreibtisch ist das Herzstück im Büroalltag. Am besten für die Einhaltung einer gesunden Sitzposition eignet sich ein stufenlos höhenverstellbares Möbelstück. Ein solches ermöglicht es zum einen, dass mehrere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterschiedlicher Größe den Arbeitsplatz nutzen können. Wichtiger ist jedoch der Umstand, dass zwischen einer stehenden und einer sitzenden Position abgewechselt werden kann. Das schont den Bewegungsapparat und fördert die Durchblutung.
Einigkeit herrscht über die Ausmaße, über die ein ergonomischer Schreibtisch verfügen soll. Es hat sich herausgestellt, dass die Tischplatte mindestens eine Größe von 160 x 80 Zentimeter aufzuweisen hat, um ergonomischen Vorgaben zu entsprechen. Dabei sollte sie sich etwa 30 Zentimeter über der Sitzfläche befinden. Als störend für die Beinfreiheit werden Kabel und Kisten empfunden, die sich unter dem Schreibtisch befinden.
Der Bürostuhl
Der ideale Bürostuhl lässt sich in der Höhe verstellen und ist mit mindestens fünf Rollen ausgestattet. Rücken- und Armlehnen sowie die Sitzfläche passen sich der Statur und der Sitzposition des Nutzers an.
Die günstigste Sitzposition ist erreicht, wenn die Fußsohlen vollständig den Boden berühren, die Knie um 90° angewinkelt sind und die Oberschenkel waagerecht auf der Sitzfläche aufliegen. Die Kniekehlen ragen dabei etwa zwei Zentimeter über die Sitzfläche hinaus.
Ergonomische Nutzung des Equipments
Zum Schluss muss noch das Arbeitsgerät sowie dessen Größe und Positionierung einer näheren Betrachtung unterzogen werden. Je größer der Monitor, desto besser ist die Arbeitsleistung des Nutzers. Es zeigt sich, dass die meisten Arbeiten vor einem 24-Zoll-Monitor um 50 Prozent schneller erledigt werden als vor einem 18-Zoll-Monitor.
Der Bildschirm sollte etwa 15° nach hinten neigen und in einer Entfernung von 50 bis 70 Zentimetern zu den Augen aufgestellt werden. Maus und Tastatur gibt es, zur Schonung der Handgelenke, schon in einer ergonomischen Ausführung. Sie befinden sich in der idealen Position, wenn sie etwa 15 Zentimeter von der Tischkante entfernt zum Einsatz kommen.