Die Pilzvergiftung und ihre Symptome – Verschiedene Ursachen, Verläufe und Möglichkeiten zur medizinischen Behandlung, sowie eine akute Warnung vor den giftigsten Pilzarten!

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Beitrag überprüft und zuletzt aktualisiert am 8. Mai 2020

Eine Pilzvergiftung, durch verdorbene Pilze oder durch Toxine echter Giftpilze? – Egal ob nun die Symptome einer echten Pilzvergiftung oder einer klassischen Lebensmittelvergiftung nach dem Genuss von einer selbst gesammelten Pilzmahlzeit oder auch nach der Zubereitung von Pilzen aus dem Supermarkt entstanden sind, gilt es die Anzeichen genau zu beobachten, erste Hilfe zu holen und sich medizinisch durch einen Arzt betreuen zu lassen.

Vor allem bei echten Pilzvergiftungen kommt man in nahezu allen Fällen nicht um eine Krankenhauseinweisung umher, die wiederum in einem längeren Krankenhausaufenthalt enden kann. Diese Arten von Lebensmittelvergiftungen entstehen entweder durch verdorbene Pilze (zu alte Exemplare, schimmlig, überlagert) oder durch Pilze, die im rohen Zustand nicht essbar sind, da sie Toxine enthalten, welche erst durch Hitze unschädlich gemacht werden können.



Im schlimmsten Fall entstehen sie durch eine echte Vergiftung durch Pilztoxine aufgrund des Verzehrs von Giftpilzen. Letzteres ist meist mit Abstand die gefährlichste Variante. Auch realistisch und nicht gerade selten, sind teilweise die Symptome einer Pilzvergiftung, die durch Einbildung einer solchen entstehen können und somit rein psychischer Natur sind, jedoch mit echten körperlichen Auswirkungen verlaufen. Pilzvergiftungen weisen sehr viele Symptome auf, viele von diesen körperlichen Reaktionen sind einer Lebensmittelvergiftung sehr ähnlich, weshalb man sie vor allem zu Beginn kaum unterschieden kann. Pilzvergiftungen durch echte Giftpilze wie z.B. dem Knollenblätterpilz oder auch durch Frühjahrslorcheln sind wesentlich gefährlicher als normale Lebensmittelvergiftungen. Das Aufsuchen eines Krankenhauses und die direkte Alarmierung eines Notarztes erhöht die Überlebenschancen wesentlich bei dem versehentlichen Verzehr diese hochgiftigen Arten.

Meine beiden persönlichen Empfehlungen unter den Pilzbüchern:

Symptome einer echten Pilzvergiftung
Kommt es zu echten Pilzvergiftungen in denen die Toxine von Giftpilzen oder die möglichen neu entstandenen Toxine durch überalterte oder verdorbene bzw. schimmlige Pilze eine Rolle spielen, dann ist höchste Vorsicht geboten! Bei den ersten Anzeichen auf einen solchen Ausnahmezustand sollte dringend ein Arzt alarmiert werden, dies gilt auch insbesondere dann, wenn man allein schon den Verdacht hat ausversehen ein giftiges Exemplar gegessen zu haben. Die Symptome der echten Pilzvergiftung sind wie oben bereits erwähnt teils ähnlich der Symptome einer Lebensmittelvergiftung, teilweise auch einer Salmonellenvergiftung oder Fischvergiftung im Anfangsstadium. Allein schon deshalb sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden, um überhaupt die Art der Vergiftung feststellen zu können. Wenn man z.B. Fisch mit Pilzen und Sahnesoße gegessen hat, kann die Vergiftung auch von anderen Bestandteilen der Nahrung gekommen sein und es muss sich nicht immer um eine Pilzvergiftung handeln. Die Todesrate für Betroffene z.B. bei Vergiftungen mit Knollenblätterpilzen, dem Gifthäubling oder dem Orangefuchsigen Raukopf liegt trotz moderner Medizin wesentlich höher im Vergleich zu einer klassischen Lebensmittelvergiftung oder einer Salmonelleninfektion. Die Heftigkeit der Symptome und die Wahrscheinlichkeit von Organschäden macht die Pilzvergiftung durch entsprechende Giftpilze sogar noch wesentlich gefährlicher als eine echte Fischvergiftung.

Mögliche „leichte“ Symptome durch ungenießbare Pilze bzw. Giftpilze

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Schwindel
  • Blutdruckschwankungen
  • Kopfschmerzen
  • Leichte Krämpfe im Magen/Darmtrakt
  • Hautrötungen
  • Erhöhter Speichelfluss

Schwere bis tödliche Symptome und Auswirkungen insbesondere durch stark giftige Pilze

  • Ganzkörperschmerzen/Krampfzustände
  • Massive Brechdurchfälle
  • Sehstörungen
  • Pulsanstieg
  • Starker Blutdruckabfall
  • Schockzustände
  • Angstzustände
  • Schwere Krämpfe
  • Massive Hautveränderungen, Rötungen
  • Halluzinationen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Blutiges Erbrochenes oder blutiger Stuhl
  • Leberversagen
  • Nierenversagen
  • Koma
  • Todesfolge

Wie wird eine Pilzvergiftung behandelt?
Je nach Symptomen der Pilzvergiftung und der Art der Toxine sind die Behandlungsmöglichkeiten der Ärzte und der Intensivmedizin im Krankenhaus recht breit gefächert. Einige Behandlungs- und Behelfsmöglichkeiten bei der Vergiftung durch verschiedene Pilzarten sind unter anderem:

  • Magen auspumpen
  • Aktivkohle zuführen
  • Elektrolyten verabreichen, insbesondere bei hohem Wasserverlust
  • Abführmittel geben
  • Therapie mit Medikamente, z.B. Silibinin oder Analgetika
  • Dialyse einleiten
  • Nierentransplantation
  • Lebertransplantation
  • Adrenalin, Wiederbelebung per Defibrillator

Viele Vergiftungen benötigen jedoch gar nicht erst die letzteren drastischen Maßnahmen. Einige Giftpilze oder auch ungenießbare Pilzarten sind natürlich generell absolut zu meiden, jedoch nicht tödlich oder unbedingt lebensbedrohlich, wenn kleinere Mengen verzehrt wurden. Ein Satanspilz, auch Satans-Röhrling genannt sollte natürlich niemals gesammelt werden, dennoch ist die Wahrscheinlichkeit an seinen Giften zu sterben in der Regel wesentlich geringer als bei denen eines grünen Knollenblätterpilzes. Trotzdem löst auch er durch seine Toxine extreme Magenkrämpfe, Erbrechen und Durchfälle aus. Über 90 Prozent aller tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen sollen den Knollenblätterpilzen zugeordnet worden sein. Daneben sind auch immer wieder Todesfälle durch Gifthäubling, Risspilze und Rauköpfe bekannt. Von daher sammle ich nur das was ich wirklich kenne und verzichte auf irgendwelche „Mutproben“ oder unnötigen Experimenten mit potentiellen Giftpilzen und das kann ich auch nur jedem anderen Pilzinteressenten oder bereits erfahrenen Sammler empfehlen. „Mal ein Stückchen probieren“ kann ganz schön schief gehen….

Wie lange Dauert es bis die Symptome einer Pilzvergiftung auftreten?
Die Pilzvergiftung hat was sowohl was ihre Dauer bis zum Ausbruch, als auch ihre Gesamtlänge sowie die möglichen Symptome betrifft eine sehr große Bandbreite an Entwicklungsmöglichkeiten. Wie lange die „Inkubationszeit“ einer Pilzvergiftung dauert, hängt neben der aufgenommenen Menge an Pilzen, den unterschiedlichen Arten, dem in dieser Verbindung aufgenommenen Giftcocktail und der individuellen Latenzzeit der Gifte bis zum Ausbruch der einzelnen Symptome ab. Um zu veranschaulichen wie extrem unterschiedlich diese Zeitspannen sein können, möchte ich dies anhand von drei Giften veranschaulichen:

  1. Acromelalga: Latenzzeit bis zu den Symptomen ca. 1-7 Tage nach Konsum
  2. Muscarin: Zeit bis zu den Auswirkungen liegen zwischen ca. einer halben Stunde bis 5 Stunden
  3. Amatoxine: Von wenigen Stunden bis zu 14 Tage!

Eine pauschale Aussage bis zum Eintreffen der ersten Symptome einer Pilzvergiftung kann somit unmöglich gemacht werden. Eine Pilzvergiftung welche durch die Kombination von Alkohol und dem in einigen Pilzen enthaltenen „Coprin“ entsteht, dauert in der Regel nur wenige Minuten bis 1 Stunde bis sie in Erscheinung tritt und kann mehrere Tage anhalten (Bis zu 4-5 Tagen). Je nach Alkohol und Pilzmenge kann diese in seltenen Fällen sogar tödlich enden. Auf den weiteren Konsum von Alkohol muss bis die Gifte abgebaut sind vollständig verzichtet werden!


Was tun bei einer Pilzvergiftung oder den Verdacht auf eine solche?
Wie eingangs erwähnt auf keinen Fall lange warten und sofort einen Notarzt verständigen, zusätzlich macht es Sinn die Giftnotrufzentrale in Mainz zu informieren. Wer noch Reste der Pilzmahlzeit hat sollte diese dem medizinischen Fachpersonal überlassen, das gilt auch für mögliches Erbrochenes. Manchmal ist nicht direkt klar um welches Gift bzw. um welchen Giftpilz es sich handelt. Eine Analyse der Speisereste kann daher enorm wichtig für die weitere Behandlung und Genesung sein.

Besonders gefährliche Pilze, welche zu einer schweren Pilzvergiftung durch Toxine führen und auf keinen Fall gesammelt werden sollten!

  • Knollenblätterpilze, insbesondere der grüne Knollenblätterpilz ist führ die meisten Tode durch Pilzvergiftungen bekannt und zerstört die Nieren
  • Orangefuchsigen Raukopf ist hoch giftig und tötet erst nach einiger Zeit, zerstört ebenfalls die Nieren
  • Die Frühjahrslorchel, tritt oft zusammen mit der normalen Speisemorschel auf und darf auf keinen Fall verwechselt werden. Insbesondere roh verzehrt ist sie sehr giftig und kann zum Tod führen. Angeblich war sie mal ein Speisepilz, weil ihr Fleisch nach spezieller Zubereitung und sehr langem Kochen doch essbar sein soll. Darauf würde ich mich jedoch definitiv nicht verlassen und den Pilz unbedingt meiden!
  • Gifthäubling (Amatoxine, Organschädigend)
  • Ziegelroter Risspilz (Muscarinhaltigkeit erheblich, kann tödliche Vergiftungen auslösen)
  • Spitzgebuckelter Raukopf (schädliche Toxine für Niere und Leber, Organversagen möglich!)

Es gibt natürlich noch etliche weitere Giftpilze  oder auch ungenießbare Arten (weit über 2000 Arten!). Manche Giftpilze sorgen für schwere Magen/Darmstörungen, andere gelten als essbare Pilze wie z.B. der Hallimasch oder der Pfifferling, welche jedoch trotzdem bei empfindlichen Personen Magen- Darmprobleme auftreten lassen können. Pilze sind ohnehin recht schwer verdauliche Lebensmittel, die nicht in übertriebenen Maße konsumiert werden sollten.


(Der flockenstielige Hexenröhrling ist gekocht sehr lecker und verträglich, roh ist er jedoch laut den meisten Quellen wie Pilzbüchern oder auch den Pilzforen im Netz als „giftig“ eingestuft oder zumindest „unverträglich“. Auch bei einer solchen Sorte würde ich daher keine Experimente wagen. Weit verbreitete Symptome der Pilzvergiftung auch bei den schwächeren Verläufen sind starke Magen-Darmprobleme mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Krämpfen. Dies ist auch bei den eher harmlosen Arten meiner Meinung nach definitiv keinen Versuch wert!)

Die Inhaltsstoffe von Pilzen – Welche Toxine sind am giftigsten? – Sowie die Pilzvergiftung durch roh verzehrte Pilze die eigentlich Speisepilze sind.
Pilze enthalten mehrere Tausend Inhaltsstoffe, unzählige davon sind noch gar nicht richtig erforscht, einige sogar noch völlig unbekannt. Trotz allem haben die besonders giftigen Exemplare in ihrem Giftcocktail oftmals einige Gemeinsamkeiten. Auch rohe Pilze die sonst als Speisepilze gehandelt werden wie z.B. der Austernseitling, der Perlpilz oder auch die Rotkappe sind im Rohzustand giftig und können z.B. die roten Blutkörperchen auflösen. Eine gesonderte Pilzliste von Pilzen die auch roh gegessen werden können, sowie mehr zum Thema findet ihr unter dem Beitrag „Kann man alle Pilze roh essen?

Die gefährlichsten Toxine lauten wie folgt:

  • Acromelalga (Führt zu sehr starken anhaltenden Schmerzen, Brennen, Hautveränderungen)
  • Amatoxine (Brechdurchfälle, schwere Leberschäden)
  • Coprin (Wirkt nur mit Alkohol, Schweißausbrüche, Blutdruckschwankungen, Kreislaufzusammenbruch, Hautverfärbungen Richtung Lila)
  • Ergotin (Nervengift, Zerstört Nervensystem)
  • Gyromitrin (Kreislaufversagen, schwere Übelkeit, Leberschäden)
  • Hämolysine (nicht nur in Giftpilzen, sondern in vielen Speisepilzen welche roh statt ausreichend gekocht verzehrt wurden, sie lösen die roten Blutkörperchen auf!)
  • Muscarin (Kreislaufzusammenbruch, Halluzinationen, Herzlähmung)
  • Nephrotoxine (Nierenversagen, manchmal auch erst nach vielen Tagen)
  • Orellanin (Urinproduktion kaum mehr möglich, extreme Nierenschmerzen, kann Langzeitschäden hervorrufen und auch tödlich enden)

Es gibt noch etliche weitere Toxine von unterschiedlich hoher Giftigkeit, diese Auswahl soll daher nur die besonders giftigen und extrem gefährlichen Varianten darstellen. Auch „mildere“ Gifte können zum Tode führen, insbesondere die Kombination aus vielen verschiedenen Pilz-Toxinen.

Pilzsorten die früher als essbar galten und nach heutigem wissenschaftlichen Stand Pilzvergiftungen- und allergische Reaktionen selbst nach Jahren des Konsums auslösen können!
Am Rande sollte auch dieses Thema erwähnt sein: Es ist sehr wichtig stehts aktuelle Pilzführer und Informationen zum Thema Pilze-Sammeln zu lesen. Pilzorten wie z.B. der früher sehr beliebte Butterpilz oder auch der Grünling sind heute nicht mehr unter den Speisepilzen zu finden. Forschungen haben gezeigt das z.B. der Grünling noch Tage bis Jahre später bei bestimmten Menschen tödliche Folgen haben kann. Insbesondere wenn der Konsum oft wiederholt wird steigt hier die Gefahr einer Pilzvergiftung, da sich einige Toxine im Körper über die Zeit akkumulieren können.

Eingebildete Pilzvergiftung
Es gibt sie, die eingebildete Pilzvergiftung, genau wie eine eingebildete Lebensmittelvergiftung, Fischvergiftung oder Salmonelleninfektion gibt. Wer völlig davon überzeugt ist, dass er eine Pilzvergiftung hat, der zeigt sogar sehr ähnliche reale körperliche Symptome. Schweißausbrüche, Magen-/Darmprobleme, Angstzustände, vielleicht sogar Krämpfe oder Schmerzen. Trotz allem gilt auch in diesem Fall, das mit der Möglichkeit einer echten Pilzvergiftung nicht zu spaßen ist und auch nur bei einem Verdacht auf diese direkt ärztliche Hilfe gesucht werden muss! Später fragt auch niemand mehr ob der Schweißausbruch durch den Kommentar eines Tischkollegen der meinte es seien Giftpilze im Essen gewesen ausgelöst wurde, oder eben doch durch eine echte Vergiftung die auf der Intensivstation endete.

Fazit:
Pilze sollte man nur dann sammeln, wenn man sich absolut sicher ist um welches Exemplar es sich handelt bzw. die Möglichkeit hat sich den Fund durch einen Pilzsachverständigen absegnen zu lassen. Die gleiche Vorsicht sollte auch beim oftmals unbedachten Rohverzehr von Pilzen aus dem Supermarkt gelten. Zwar haben Pilze aus dem Geschäft (es sei denn jemand hat für den Lieferanten falsch gesammelt oder zu wenig geprüft) niemals eine ähnliche Giftigkeit oder Gefahr die von einem grünen Knollenblätterpilz ausgeht, doch haben selbst die teils hochgezüchteten Arten wie Austernseitlinge Toxine die sie roh verzehrt zu Giftpilzen machen.


Weiterführende Informationen zu anderen Arten von Lebensmittelvergiftungen sind unter diesem Link zusammengefasst.

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Autor: Marco Eitelmann

Mein Name ist Marco Eitelmann und ich schreibe hier seit Gründung dieser Webseite im Jahr 2014 hauptsächlich über die Themen: Gesundheit, Ernährung sowie Natur- und Umwelt. Mein Wissen in diesen Bereichen stammt aus meiner inzwischen fast 20 jährigen Berufserfahrung im Lebensmittelhandel und der Nahrungsmittelproduktion und durch ständige Fortbildung im Ressort Ernährung sowie der ausgiebigen Lektüre von mittlerweile weit über 200 Fachbüchern aus den Bereichen Medizin und Naturwissen.

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