Beitrag überprüft und zuletzt aktualisiert am 10. April 2023
Fast jeder Mensch hat als Kind viel gemalt und das meist schon weit vor der Zeit des Kindergarten. Es macht selbst den kleinsten Kindern bereits viel Freude, auch wenn aus Erwachsenensicht oft nur ein wildes Gekritzel dabei herauskommen mag. Wenn man den Kindern zuschaut, dann kann man genau beobachten, wie sie kreativ und mit voller Konzentration ganz bei der Sache sind. In der späteren Schulzeit verliert sich das Malen und Zeichnen zunehmend, zumindest bei der Schulbildung in den meisten konventionellen Schulen. Es treten dann rein rationale Fächer in den Vordergrund.
Am Ende der Schulzeit malen oder besser gesagt streichen die meisten Menschen bestenfalls noch ihre Tapeten zu Hause an. Kreative und schöne Bilder die Freude bereiten und den Künstler in seine Fantasiewelt gleiten lassen entstehen dann zumindest vom überwiegenden Teil der Bevölkerung keine mehr. Bei mir war dies genauso, bis ich in der Psychiatrie das Malen wiederentdecken durfte.
Warum das Malen und Zeichnen Dir und Deiner Psyche helfen kann
Es gibt ganz viele Möglichkeiten, wie Dir die kreative „Arbeit“ helfen kann Probleme zu lösen. Sie kann Dich auch auf Deinem persönlichen Heilungsweg unterstützen oder sich synergetisch mit anderen Therapieformen ergänzen. Für sich allein genommen, kann sie bereits dazu beitragen schwierige Themen aufzuarbeiten. Das Malen und Zeichnen hält somit viele mögliche Vorteile bereit:
- Male das was Dich seelisch beschäftigt, Du setzt dich in dieser Form intensiv mit den Themen auseinander und es unterstützt so aktiv deren Bearbeitung
- Malen reduziert Grübeleien, da die Konzentration auf das Bild und die Kreativität sowie die Fantasie gerichtet ist
- Malen und Zeichnen kann meditative und tranceähnliche Zustände auslösen. Diese Zustände können bereits für sich allein genommen, aber auch mit Hilfe eines Therapeuten bei Deinem Heilungsprozess sehr hilfreich sein
- Bilder wie z.B. Mandalas kannst Du in einer Meditation oder Hypnose visualisieren. Dies kann Dir einen Fokus geben, z.B. um von unnötigen Grübeleien abzulenken oder aber auch tiefere Einsichten in Dein Unterbewusstsein gewähren
- Malen und Zeichnen macht Spaß, es ist ohne Zwang und weckt das innere Kind in Dir. Die meisten Erwachsenen täten gut daran ihr inneres Kind wieder zu fördern, statt es unter der meist rein rationalen und materialistisch geprägten Fassade vereinsamen zu lassen.
- Malen bringt die Farbe zurück und kann auch gerade bei Depressionen sehr unterstützend auf den Heilungsprozess wirken
- Malen und zeichnen reduziert auf Dauer Stress und innere Unruhe. Dies wiederum wirkt sich auf den gesamten Körper und die Psyche vorteilhaft aus
- Du kannst das Malen mit positiven Suggestionen verbinden, beide Therapieansätze ergänzen sich gut. Male das, was Du Dir Positives als Veränderung oder Ziel in Deinem Leben wünschst
- Es kann gut sein, das Du vor allem nach sehr langem Malen später die Bilder mit in Deine nächtliche Traumwelt nimmst und sie so noch besser bearbeiten bzw. verarbeiten kannst
Eigene Erfahrungen mit dem Malen in der Therapieumgebung
Als ich damals in die psychiatrische Klinik kam, hatte ich zunächst alles andere als Lust darauf etwas zu Malen oder zu Zeichnen. Ich wusste auch nicht wirklich, für was dies zunächst gut sein soll – Entspannung vielleicht oder halt einfach nur ein Pflichtprogramm? Im dortigen, sehr gut ausgestatteten Kreativraum, sollte man sich nun in jeder Woche künstlerisch betätigen. Ok dachte ich… dann hohl ich mir erstmal ein Mandala als Vordruck…
Ich fing an, das erste Mal in meinem Leben ein Mandala auszumalen. Rein rational denkend, druckte ich gleich fünf Mal das gleiche Mandala aus, um es später miteinander vergleichen zu können und so meinen Entwicklungsprozess anhand der Farben genau zu verfolgen. Ich wählte zu Beginn nur zwei Farben, ganz viel schwarz und etwas blau. Die Farbwahl war persönlich auch das Motiv, weshalb ich hier nicht näher darauf eingehen möchte.
Ich malte also Woche für Woche immer ein neues „gleiches“ Mandala Muster, das aber Stück für Stück heller wurde und mehr Blautöne bekam. Am Ende sollte es ganz hell werden. Das schwarz war gewichen. Das war ca. in Woche fünf oder sechs der Fall.
Immer wieder schubste mich die wirklich hervorragende und freundliche Therapeutin auf all die Möglichkeiten, die schönen bunten Acrylfarben und Leinwände und die vielen anderen kreativen Bausteine die dort zur Auswahl standen. Ich bestand darauf zuerst mein Mandala in fünffacher Ausführung fertigzustellen. Fast so wie im Beruf zuvor -> funktionieren, ausführen, planen, alles perfekt machen oder zumindest sehr gut.
Im Anschluss meiner persönlichen Mandala Wochen, hatte sich auch durch die anderen, intensiven Therapien bereits einiges bei mir getan. Doch meine alten Verhaltensweisen waren immer noch stark präsent. Es musste also nach den Mandalas gleich ein Großprojekt her, das ich mir in Gedanken schon größtenteils fertig ausgemalt hatte. Eine riesige Naturlandschaft aus Pappmasche mit Bergen, Bäumen, Moos… und alles wollte ich natürlich selbst im Wald sammeln. Ich brauchte Zeug aus dem Baumarkt, alles muss ja schließlich super toll und perfekt sein.
Abends bekam ich deswegen dann einen ordentlichen Wink von meinem Körper, der zeigte, das ich hier ganz klar etwas falsch mache. Ich machte mir einen enormen und vor allem völlig unnötigen negativen Stress. Ich zitterte in der Dusche, bekam starke Unruhezustände und Angst, wegen so etwas?! Moment mal, ich bin doch hier freiwillig, warum mach ich das? Warum alles so perfekt nach Plan? Das ist doch wieder der funktionierende Mensch und Perfektionist von vorher? Ein altes negatives Gedankenmuster das noch festsitzt… Ich bin hier nicht in der Arbeitswelt, hier geht es nicht um maximale Effizienz, Umsatz, Gewinn und wirtschaftliche Anerkennung.
Am nächsten Tag sagte ich vollständig meinen Großprojekt-Plänen ab. Ich lies los. Kein festgelegtes Ziel mehr. Lasst mich einfach nur auf einer weißen Leinwand das erste Mal nach gut zwei Jahrzehnten wieder malen. Egal was dabei herauskommt, egal wie es aussieht, ich will malen, frei, spontan und kreativ. Das einzige was ich genau wusste war, dass ich wie als kleines Kind schon gerne die Natur malen möchte. Genau das tat ich auch, es fühlte sich frei, völlig ohne Druck und richtig gut an. Nebenbei brachte es so einiges aus meiner Kindheit und auch näheren Vergangenheit mit hoch, was der Therapie sehr zuträglich war. Die weiteren Wochen malte ich mit soviel Freude, dass ich ganz oft auch außerhalb der eigentlichen Therapiezeit Stunden im Kreativraum verbrachte.
Fazit:
Ich kann das Malen wirklich jedem Betroffenen von psychischen Erkrankungen und auch jedem gesunden Menschen empfehlen. Es ist eine sehr gute, ergänzende Maßnahme zur Heilung und Aufarbeitung von persönlichen Erfahrungen. Die Menschen sollten generell mehr Malen, völlig frei und kreativ, ganz im Hier und Jetzt und in ihrer ganz eigenen Fantasiewelt. Nicht umsonst gibt es die Kunst- bzw. Maltherapie, auch außerhalb von Kliniken.
Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass man mit Depressionen, Unruhe und Angstzuständen zunächst vielleicht überhaupt keinen Bock hat etwas zu malen. Dies kann auch einige Tage und Wochen so anhalten. Einen ordentlichen Versuch ist es dennoch wert, denn es kann sich richtig lohnen und macht letztendlich nach einiger Zeit auch Spaß! Selbst wenn es Dir dann „nur“ den Kopf etwas freier machen sollte, durch die Konzentration auf Dein Bild oder sonstiges Kunstwerk, hast Du schon etwas sehr Positives gewonnen.
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