Beitrag überprüft und zuletzt aktualisiert am 18. Juni 2020
Selbstversorgung und Eigenanbau, sei es durch ein großes Grundstück, einen kleinen Garten oder auch „nur“ einem Balkon wird immer beliebter. Ist die Anbaufläche auch noch so klein, jedes Lebensmittel aus eigenem Anbau, oder eigener Herstellung ist den meisten Industrieprodukten aus dem Supermarkt meiner Meinung nach immer vorzuziehen. Gerade konventionell erzeugte Produkte wurden größtenteils in unterschiedlicher Stärke mit giftigen Pflanzenschutzmitteln gespritzt. Einige dieser Chemikalien sind nachweislich stark krebserregend, nerven- sowie erbgutschädigend und führen zu vielen weiteren Krankheiten. Selbst die umstrittensten Produkte wie z.B. das Unkrautvernichtungsmittel „Glyphosat“, wurden in der Bevölkerung und in Nutztieren bereits im Urin und in den Organen nachgewiesen. Gesund ist das sicher nicht, zahlreiche wissenschaftliche Studien kommen zu negativen Ergebnissen. Lediglich der Hersteller und einige Gegenstudien besagen es sei „harmlos“. Die Vergangenheit hat gezeigt, das die meisten ach so harmlosen Chemikalien am Ende teils schreckliche Auswirkungen auf die Umwelt und unsere Gesundheit brachten. Es ist egal wie groß ein Grundstück oder selbst ein großer Kübel auf dem Balkon ist. Jedes Lebensmittel welches ohne Chemie auf rein natürlichem Wege angebaut wurde, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir bauen trotz kleinstem Garten viel Gemüse und Obst selbst an, ansonsten wird primär Bio zugekauft. Wie man seinen Platz auch mit einem sehr kleinen Garten ideal zur Selbstversorgung nutzen kann, und ob dies auch auf einem kleinen Balkon möglich ist, erfahrt ihr in diesem zweiteiligen Beitrag. Im zweiten Teil gehe ich mehr auf die kleineren Anbauflächen ein und wie man sie praxisnah (mit Fotos) am besten zur optimalen Selbstversorgung nutzen kann.
Warum überhaupt „aufwändige“ Selbstversorgung mit Obst und Gemüse, sowie artgerechter Tierhaltung betreiben, wenn man doch alles ganz einfach im Supermarkt kaufen könnte?
Vom eingangs erwähnten größtenteils gesundheits- und umweltschädlichen Pestizid-, Herbizid- und Fungizideinsatz in der Landwirtschaft und starkem Antibiotika-, Hormon-, und Medikamenteneinsatz in der Massentierhaltung, ist die daraus resultierende Umweltzerstörung ein weiterer Grund für den Eigenanbau und die Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln. Jedes selbst angebaute, bzw. erzeugte Lebensmittel zählt. Nicht nur die Gesundheit und die Umwelt wird sich darüber freuen, sondern auch der Körper, der Geist und die Seele. Der Mensch gehört in die Natur, der Körper möchte an die frische Luft, uns geht es viel besser wenn wir statt von Beton und Umweltverschmutzung von einem naturnahen Garten oder Wald umgeben sind. Wir sind nicht für das Büro oder die Industriehalle geboren. Wer schon einmal selbst seine Lebensmittel angebaut und geerntet hat, der weiß wovon ich spreche. Selbstanbau und damit Selbstversorgung gehen einher mit Umweltschutz, guter Gesundheit und geistigem und seelischem Wohlbefinden.
Ich habe nur einen kleinen Garten, oder einen Balkon, kann ich mich damit auch als Selbstversorger verwirklichen?
Selbst in einem kleinen Blumenkasten lassen sich Salate, Kräuter oder auch Wurzelgemüse wie z.B. Radieschen anbauen. Natürlich reicht ein Balkon nicht aus, um sich ein ganzes Jahr vom Eigenanbau zu ernähren. Auch ein kleiner Garten unter 30 Quadratmetern wird sicherlich nicht für eine völlige Deckung an Nahrungsmitteln sorgen. Allerdings lässt sich schon mit einer winzigen Fläche von 3-4 m² einiges erreichen. Meine großen 1,8 m langen Hochbeete haben auch nur unter 1,5 m² Anbaufläche. Der Ertrag ist trotzdem riesig! Man glaubt gar nicht wie viel Obst und Gemüse man aus einer guten Erde holen kann. Zu diesen Hochbeeten, welche den Vorteil haben, dass man unter ihnen auch noch etwas anpflanzen kann und somit mehr Fläche auf kleinem Raum bekommt, habe ich einen gesonderten Artikel geschrieben. Von den Hochbeeten, welche natürlich sehr effizient für die Selbstversorgung sind einmal abgesehen, lassen sich auch in größeren Balkonkübeln und Kästen einige Nutzpflanzen anbauen. Selbst Äpfel, Kirschen, Pflaumen und Birnen sind auf einem kleinen Balkon möglich, z.B. in Form von sogenanntem Säulenobst*. Die Frage lässt sich also klar mit „Ja“ beantworten, sowohl ein kleiner Garten, als auch ein Balkon reicht aus, um sich teilweise mit Lebensmitteln selbst zu versorgen.
Wie viel Quadratmeter Garten oder Land brauche ich, um mich als Einzelperson zu 100 Prozent selbst zu versorgen?
Damit eine Einzelperson seinen Bedarf an Lebensmitteln für eine gesunde Ernährung ohne Nährstoffmangel für das ganze Jahr völlig abdecken kann, sollten mindestens 250-300 m² fruchtbarer und gut ausgestatteter Garten mit zusätzlichem kleinem Hühnerstall zur Verfügung stehen. In diesem Fall nimmt die autarke Selbstversorgung mit Lebensmitteln erheblich Zeit in Anspruch, von der Fläche her reicht sie jedoch für eine Einzelperson. Es ist schon unglaublich was wir aus unserem kleinen nur 25 m² großen Garten alles Ernten und verbrauchen können. Bei 250-300 m² kann man für eine Person ordentlich Überschüsse für die kalte Jahreszeit produzieren und lagern, einfrieren, oder auch trocknen bzw. einmachen. Vier gut platzierte und mit ordentlichen Nährstoffmengen versorgte Zucchini Pflanzen reichen z.B. schon um 3-4 Personen den kompletten Sommer mit ihren Früchten zu versorgen. Solche Beispiele für derart ertragreiche Pflanzen gibt es viele. Die meisten Stadtmenschen wissen gar nicht, wie viel Ertrag eine Pflanze ganz ohne Chemie und Mittelchen der Agrarindustrie produzieren kann. Sie braucht im Grunde nur genug Sonne, Wasser und nährstoffreiche Erde mit gutem reifen Kompost. (siehe auch weiterführende Beiträge wann man Kompost ausbringen sollte und was alles auf den Komposter darf.)
Schmecken Lebensmittel wie Obst und Gemüse aus eigenem Anbau wirklich besser?
Wenn man alles richtig gemacht hat, ganz klar und eindeutig „Ja“. Der Grund sind die natürlichen Aromastoffe, sekundären Pflanzenstoffe und Farbstoffe in den Früchten und Pflanzenteilen der Obst und Gemüsesorten. Sofort nach der Ernte beginnt bereits der Rückgang dieser wichtigen Geschmacksstoffe. Von dem rückläufigen Vitamingehalt einmal abgesehen, werden Nahrungsmittel vom Feld von Stunde zu Stunde „geschmackloser“. Der Gesundheitswert der meist über Tagen gereisten Lebensmittel bis in die Supermarktregale ist somit nicht selten deutlich niedriger. Dies betrifft natürlich auch den Geschmack. Den höchsten Vitamingehalt behalten direkt nach der Ernte eingefrorene Lebensmittel. Geschmacklich und auch von ihrer Konsistenz her sind diese jedoch meist nicht mehr so gut. Siehe auch: „Wir gesund und frisch ist TK Gemüse?“
Fazit zum ersten Beitrag des Themas „Selbstversorgung auf kleinstem Raum“:
Bevor es gleich mit der Praxis im zweiten Teil richtig losgeht, möchte ich nochmals gerade die Einsteiger dazu ermutigen, es für ihre Gesundheit, die Umwelt und auch den Geschmack mit der Selbstversorgung zu probieren. Für alle die bereits unter die Selbstversorger gegangen sind, Tipps benötigen oder auch erst frisch damit angefangen haben, wünsche ich viel Spaß im zweiten Teil: „Selbstversorger mit kleinem Garten oder Balkon, wie man auf natürlichem Weg mehr Ertrag auf kleinstem Raum erzeugen kann?“
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Hallo,
ich recherchiere gerade für eine Studienarbeit wie viel m² man benötigt um sich komplett selbst zu versorgen bei einer Ernährung nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Flexitarisch, Vegetarisch oder Vegan (abhängig davon, was ich als Quelle finde), wobei ich bei einer Ernährung mit tierischen Produkten davon ausgehen würde, dass diese dazugekauft werden. Gibt es für die genannten 250 – 300 m² eine zitierbare wissenschaftliche Quelle und für welche Art von Ernährung sind die angesetzt?
Aus eigenem Interesse würde mich noch interessieren, ob die Hühnerhaltung vor allem der Versorgung mit Nährstoffen dient?
Viele Grüße
Laura
Hallo Laura,
die angegeben Mindestquadratmeter sind Erfahrungswerte und für eine omnivore Ernährung gedacht (Ideal mit Hühnerhaltung). Und genau da setzt Deine nächste Frage an. Hühnereier sind in Ihrer Konzentration an Nährstoffen absolut klasse und brauchen relativ wenig Platz für ihre Erzeugung. Von daher sind sie einfach ideal und bestens zur Selbstversorgung geeignet. Bei 250 – 300 m² kommt es arg drauf an was Du anbaust und welche Tiere Du hältst. Mit 5 Hühnern und nährstoffreichen Pflanzen, die auf der Fläche angebaut werden, kann man zur Not gut über die Runden kommen. Ganz autark würde ich mindestens 600-800 m² pro Person rechnen, natürlich mit Verzicht auf einige Lebensmittel. Um Rindfleisch nachhaltig zu produzieren reichen solche kleinen Flächen natürlich nicht. Auch für ertragsschwache Pflanzen bzw. Fruchternten sind sie nicht geeignet.
LG
Marco
Wir versorgen uns schon immer mit möglichst viel Obst, Gemüse, Eiern und auch Fleisch aus Eigenproduktion. Es schmeckt einfach toll, ist fast immer frisch (außer Weckglas und Tiefkühlung) und man weiß was man isst. Das ist natürlich mit Arbeit verbunden, aber Bewegung an frischer Luft hat noch keinem geschadet. Die Freude eigen geerntete Produkte zu verarbeiten und dann noch den mega frischen und urtümlichen Geschmack zu haben ist durch nichts zu ersetzen. Egal ob Erdbeere, Kartoffel, Gurke, Tomate, Apfel oder Birne, alles ist ohne Spritzmittel gediehen und wir essen es mit dem größten Appetit. Auch unsere Kinder nehmen gerne von unseren selbst erzeugten Produkten und sind vom Geschmack immer wieder begeistert. Ich kann Jedem nur empfehlen einfach mal (auch auf kleinstem Raum) zu experimentieren denn das Ergebnis wird begeistern.