Beitrag überprüft und zuletzt aktualisiert am 11. November 2019
Auf engstem Raum Selbstversorger sein? Ja das funktioniert ganz gut. Schon 3-4 Quadratmeter Fläche reichen aus, um auf natürlichem Wege sehr gute Erträge, selbst auf Balkonen und Terrassen zu erzielen. Gerade diese Standorte sind bei sonniger Ausrichtung auch hervorragend für Säulenobst, Tomaten und sogar Kartoffeln geeignet. Ich möchte diesen Beitrag aus der Praxis und meinem persönlichen „Gartenleben“ schreiben. Ich liebe die Natur und die Selbstversorgung, habe allerdings nur einen 25 m² großen Garten und eine kleine Terrasse mit nur 2 m² nutzbarer Anbaufläche. Das ist wirklich wenig, aber es lässt sich schon recht ordentlich was dabei an Ertrag generieren und das auf ganz natürlichem Wege. Wenn ich meinen kleinen Teich, die Hecken, die Sitzfläche im Garten usw. noch von der Gesamtfläche abziehe, dann komme ich effektiv mit Terrasse auf nur rund 12 m² reine Anbaufläche, welche bis auf den letzten Zentimeter optimiert ist. Auf dieser kleinen Fläche kann ich z.B. den kompletten Frühling bis in den Herbst hinein soviel Salat anbauen, das unsere vierköpfige Familie nicht einmal zum Salat kaufen in den Supermarkt fahren muss. Auch Grillgemüse wie Zucchini, Peperoni, Paprika und Auberginen müssen in guten Jahren kaum zugekauft werden. Wie ich dies realisiere und wie viel Ertrag einige Pflanzen liefern erfahrt ihr in diesem praxisnahen zweiten Teil des ersten Beitrags: Selbstversorgung auf kleinstem Raum, wie viel Quadratmeter Garten oder Balkon benötigt man zur vollständigen Selbstversorgung mit Lebensmitteln?
25 Portionen Salat je Sorte bei einer Reihen-Fläche von 1,8m mal 0,2m sind kein Problem. Ich nutze hierzu das platztechnisch effiziente VegTrug Hochbeet*, zu diesem habe ich einen eigenen Artikel verfasst. Ich bin sehr zufrieden damit und besitze inzwischen fünf dieser Hochbeete, drei große und zwei „halbe“ Kleine, welche unter der Bezeichnung „Wall Hugger Small*“ erhältlich sind und sich perfekt für eine kleinere Terrasse oder den Balkon eignen. Ich habe meine Veg Trugs ausschließlich im Internet gekauft, dort waren sie damals am günstigsten und werden auch heute noch sehr häufig ohne Versandkosten nach Hause geliefert, was gerade bei den großen Verpackungen und schweren Bauteilen sehr von Vorteil ist.
Aus der Praxis, Gemüsesorten mit hohem Ertrag und wenig Platzaufwand
Für die Selbstversorgung auf kleinstem Raum sollte man unbedingt Gemüsesorten auswählen, welche möglichst mit wenig Platz auskommen und dabei einen hohen Ertrag liefern. Auch sollten sie unbedingt gut miteinander harmonieren, denn es gibt einige Gemüsearten, welche sich überhaupt nicht gut vertragen. Mehr dazu aber unter „Harmonie im Beet, welches Gemüse verträgt sich und welches nicht“. Hier möchte ich ein paar einfach zu pflegende und sehr ertragreiche Gemüsearten vorstellen. Ich kaufe übrigens ausschließlich Sorten, bei denen man die Samen nach Blüte sammeln und wieder verwenden kann und somit in den Folgejahren nicht immer wieder neu zukaufen muss. Damit scheiden alle sogenannten „F1 Hybride“ aus. Die einzige Sorte, welche ich jedes Jahr neu kaufe, aus Prinzip aber ebenfalls nicht als F1 Samen, ist die Zucchini, da diese sich über die Jahre in ihre giftige Ausgangsform zurückverwandeln kann, sprich sie züchtet sich selbst zurück. Dann enthält die Pflanze und vor allem deren Frucht mehr und mehr ihrer starken Gifte, die sie einst vor ihrer Kultivierung als Gemüsepflanze hatte und die im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen können!
Eine Übersicht für Gemüse zur Selbstversorgung auf kleinstem Raum:
- Pflücksalat (sehr ertragreich)
- Radieschen (ideal ist die Sorte „Ilka“, die schmecken wie früher und sind schön dick!)
- Tomaten (z.B. „Hellfrucht“)
- Zucchini (braucht einen großen Kübel und schon etwas Platz auch im Hochbeet, ist aber bei guten Bedingungen extrem ertragreich!)
- Möhren (können schon mit 2 cm Abstand schön dick heranwachsen)
- Weizengras (sehr gesund und sehr einfach zu züchten. Ideal für grüne Smoothies, siehe auch „Gesundheitswert von Weizengras“
- Schnittlauch (Auch die Blüten sind dekorativ und essbar, siehe Beitrag zur Schnittlauchblüte)
- Lauchzwiebeln
- Petersilie
- Koriander (um ein vielfaches aromatischer im Vergleich zum Supermarkt und blüht im Hochsommer herrlich weiß)
- Rote Rüben (müssen zwar weiter auseinander gepflanzt werden, werden dafür aber vom Ertrag her riesig!)
- Stangenbohnen (ideal für hohe Balkone, vor allem im obersten Stock, der Anbau funktioniert auch auf der Terrasse sehr gut)
- Mais (geht kaum in die Breite, kann schon mit 8-10 cm Abstand gepflanzt werden, ist ein idealer Sichtschutz im Sommer, braucht Platz in der Höhe und befruchtet sich durch Nachbarpflanzen selbst)
- Knoblauch (braucht wenig Platz und ist sehr gesund, mehr dazu im Artikel über den Gesundheitswert von Knoblauch
- Stevia (Kann im Einzelhandel oder Reformhaus oft nur sehr teuer und meistens als denaturiertes Pulver gekauft werden, der Eigenanbau ist sehr leicht möglich, mehr zu diesem natürlichen pflanzlichen Süßungsmittel)
- Fenchel (wird sehr hoch, braucht aber an der Grundfläche wenig Platz)
Die Auswahl an Gemüsesorten zur Anpflanzung auf kleinstem Raum ist groß und geschmacklich äußerst vielfältig. Viele dieser Sorten gelingen auch mit wenig Pflegeaufwand wie z.B. Pflücksalat, Zucchini, Radieschen oder Weizengras. Andere Sorten wachsen fast ebenso leicht, brauchen aber etwas mehr Pflege. Bei Tomaten z.B. sollte man die Seitentriebe entfernen was auch „Ausgeizen“ genannt wird, Fenchel sollte man durch Abdecken auf natürliche Art „bleichen“ und Stangebohnen wollen gut befestigt sein.
Eine Übersicht für Obstsorten zum Eigenanbau auf engstem Raum:
Während Gemüse noch relativ viel Auswahl bietet, so muss man sich bei Obstsorten in kleineren Gärten, oder auf dem Balkon zur Selbstversorgung schon recht einschränken, was jedoch nicht einen kompletten Verzicht bedeuteten muss, ganz im Gegenteil. Mit einfachen Sorten und Säulenobstbäumen* kann man ordentlich Ertrag erziehen. Aus der Praxis hat meine Säulenpflaume „Fruca“ Jahr für Jahr zu Beginn zwischen 15-30 dicke schöne Pflaumen gebracht und benötigt nicht einmal 40 cm Grundfläche dafür. Inzwischen (nach 4 Jahren) liefert das stattliche herangewachsene Bäumchen jedes Jahr 3-4 Kilo süße und saftige Früchte! Dies gilt auch für Kirschen, Äpfel, Birnen und sogar Aprikosen in Säulenobstform. Diese werden in vielen Baumärkten, Gartencentern oder auch online von speziellen Pflanzenlieferanten zum Versand angeboten. Säulenobst benötigt natürlich einen jährlichen Schnitt und etwas Pflegeaufwand, genau wie Beerensträucher oder Erdbeerpflanzen.
Gutes Obstsorten für den engen Raum in kleinen Gärten oder auf Balkonen bzw. Terrassen sind:
- Säulenpflaumen wie z.B. die „Fruca“
- Säulenkirschen z.B. „Helena“, „Victoria“ oder auch „Stella“
- Säulenäpfel (Auswahl extrem, keine direkte Empfehlung)
- Säulenbirnen (z.B. „Concorde“)
- Säulenaprikose (z.B. „Champion“)
- Himbeeren (auch in Säulenform erhältlich)
- Brombeeren (als Kletterbrombeere)
- Heidelbeeren (ich habe eine „Reka Blue“, etwas mehr dazu im passenden „Heidelbeerartikel“)
- Erdbeeren
Obst ist meistens etwas „schwerer“ zu pflegen, zumindest bedarf es mehr Aufwand, um schöne Erträge zu bekommen. Bei Säulenobstbäumen bedarf es eines regelmäßigen jährlichen Schnitts, welcher je nach Sorte im Frühling, Sommer, oder Herbst erfolgt. Auch ist es wichtig zu wissen, ob die Sorten selbstbefruchtend sind, oder andere gleichartige Bäume in der Nähe zur Befruchtung benötigen. Gerade Äpfel und Birnen brauchen einen zweiten, noch besser einen dritten oder vierten Apfel- bzw. Birnenbaum in der Nähe. Hat man sich eine einzelne schöne Säulenbirne oder einen Säulenapfel gekauft, wird man bei noch so guter Pflege keinen Ertrag ohne „Partnerbaum“ erwarten können.
Keine Chemie- und Kunstdünger bei der Selbstversorgung
Wer seinen Garten umweltgerecht gestalten und gleichzeitig gesunde Lebensmittel erzeugen möchte, der braucht absolut keine Chemie in Form von Spritzmitteln und Kunstdünger. Gute Komposterde, oder auch natürlich gedüngte Bio Erde aus dem Fachhandel ersetzt den Kunstdünger vollständig. Spritzmittel werden bei einer guten Mischkultur und vielen natürlichen Fressfeinden nicht nötig sein. Natürlich werden deshalb die ein oder anderen Pflanzen auch mal angefressen. Gegen Schnecken helfen auch biologisch abbaubare und tierfreundliche Produkte wie z.B. das Ferramol Schneckenkorn*. Dazu auch mehr unter dem Artikel „Ökologisches Schneckenkorn ohne Gefahr für Menschen, Haus- und Wildtiere“ Auch andere Schädlinge wie z.B. Rüsselkäfer lassen sich durch natürliche und chemiefreie Maßnahmen reduzieren. Der Einsatz von Fadenwürmern sog. Nematoden* bewirkt z.B. das deren Eier und Larven im Boden gefressen werden.
Selbstversorgung und Anbau von Obst und Gemüse auf einem kleinen Nordbalkon
Die leider schlechteste, aber dennoch nicht unmögliche Konstellation für die Selbstversorgung ist ein kleiner Nordbalkon. Doch selbst hier kann man einen kleinen Teil im Eigenanbau zu seiner Ernährung beitragen. Zwar fallen bei einem Nordbalkon alle sonnenhungrigen Pflanzen komplett weg, jedoch gibt es immer noch genug Sorten zum aufziehen und ernten. Radieschen und Pflücksalat brauchen nicht unbedingt so lange und so viel Sonne. Sie gedeihen auch auf einem Nordbalkon, zwar langsamer aber es ist möglich. Für die Pilzzucht wiederum ist der kühle und schattige Balkon sehr gut geeignet. Ich baue ebenfalls zur Selbstversorgung einige Pilzarten bei mir im Garten, sowie im Haus an. Steinchampignons und die besonders gesunden Shiitake Pilze wachsen gerade im Schatten bei hoher Feuchtigkeit ausdauernd und gut. Zur Pilzzucht als Selbstversorger gibt es in diesem Beispiel mehr zu lesen.
Selbstversorgung und Anbau im Haus
Leider gibt es immer wieder Wohnraum, welcher nicht einmal über einen Balkon verfügt, oder schlichtweg in Großstädten in dieser Form unerschwinglich ist. Für einen solchen Fall bleibt nur der Anbau in den vier Wänden möglich. Hier lassen sich vor allem Kräuter, Keimlinge, Gräser und Pilze züchten. Auch so kann man wenigstens ein klein bisschen zu seiner Selbstversorgung auch ohne Garten und Balkon beitragen. Gerade Sprossen und hochwertige Pilze sind bei Kauf im Supermarkt nicht billig und haben frisch gezüchtet viel mehr Nährstoffe und Geschmack. Gerade Sprossen und Keimlinge lassen sich z.B. auf der Fensterbank besonders leicht und sauber anbauen.
Fazit:
Egal wie klein der zur Verfügung stehende Platz auch ist, die Selbstversorgung und sei es in noch so geringem Maße ist immer möglich. Falls ihr weitere Informationen oder Tipps benötigt, so steht Euch natürlich die Kommentarfunktion weiter unten jederzeit offen. Auch über Ergänzungen und eigene Erfahrungen zum Thema Selbstversorgung und Eigenanbau in Haus, Garten, Balkon oder Terrasse freue ich mich. Ich Wünsche ganz viel Spaß und Erfolg mit eurem selbst angebauten Gemüse- und Obstpflanzen und natürlich guten Appetit!
Gerne kannst Du auch an meinem ausführlichen Burnout Test teilnehmen, selbstverständlich ist dieser kostenlos und ohne Angabe Deines Namens oder Deiner E-Mail Adresse nutzbar.
Zusätzliche interessante Beiträge:
zusätzlich sind auch oft Gutscheine und Vergünstigungen vorhanden, bei...
DocMorris - Europas größte Versandapotheke*
Dankeschön für so viel Information!
Wo bekomme ich gute Bio Saat her?
Hallo Viktoria,
sehr gerne, Bio Salat ziehst Du Dir am besten aus Salatsamen selbst. Heller Pflücksalat z.B. direkt aus dem Samen gezogen ist Bio und wächst sehr leicht. Er kann mehrfach beerntet werden und ist auch in der Pflege äußerst anspruchslos.
LG
Marco
Hallo Marco,
Dein Beitrag ist interessant, ich muss einiges ausprobieren.
Du schreibst, Mören können sogar mit 2cm Abstand dick werden. Wie tief muss der Topf sein. Ich hatte mal versucht, in den Tetrapack Milchtüten Möhren anzubauen. Also drin hatte jede Möhre genug Platz für sich. Es ging aber schief, weiss nicht woran es lag.
Für Radieschen verwende ich die plastik Pflanztrays, also die mit Mulden, in denen in Gartengeschäften Pflanzen verkauft werden. Aber in sechser tray kamen zwei gut, die anderen hatten fast keine Radischen, aber sie blühen und ich hoffe einige Samen zu gewinnen. Ich könnte auch Jugurtbecher statt Trays benutzen.
Ich habe nicht viel Platz do dass ich versuche Tetrapack und Pflanztrays zu benutzen.
Hätte gern Fotos von Deinem kleinen Garten gesehen, um neue Ideen zu bekommen. Was sind Deine Erfahrungen?
Hallo Nalini,
ein Foto meines Mini Gartens findest Du hier: http://www.alternativ-gesund-leben.de/wp-content/uploads/2016/05/Ein-kleiner-Garten-ist-kein-Hindernis-f%C3%BCr-den-Eigenanbau-von-Lebensmitteln-und-einer-gute-Teil-Selbstversorgung.jpg. Möhren mögen es gerne luftig und tiefgründig bei äußerst lockeren Böden. Ich würde eine Mindesttiefe von 30 cm empfehlen und eine breite zum wachsen von mindestens 2-3 cm. Ab 5-6 cm werden die Möhren dann richtig schön dick. Auch die kleinen Radieschen benötigen ordentlich Platz um ihr Blattwerk zu entwickeln. Dabei ziehen sie schon ganz schön viel Wasser und Nährstoffe aus der Erde. Radieschen setzte ich aktuell immer mit ca. 4-5 cm Abstand. Wichtig ist bei beiden Sorten keine Staunässe oder generell zu viel Wasser zu verwenden. Das bekommt denen gar nicht gut.
LG
Marco
LG
Marco
Hallo Marco, dein Beitrag gefällt mir sehr gut. Ich habe ungefähr so viel Platz wie du und experimentiere schon seit einigen Jahren herum um die Selbstversorgung zu gewährleisten. So richtig gelingt es mir aber nicht. Ich glaube das größte Hindernis hierzu ist mein Mann. Der möchte gerne einen ´sauberen´ und ´geradlinigen´ Garten mit nicht zu vielen Pflanzen, weil ihn das einengt. Jedes Jahr versuche ich dann wieder so viele Pflanztröge wie möglich unterzuschieben, ohne dass er es großartig merkt. Na ja, vielleicht schaffe ich es ja irgendwann, dass es auch so funktioniert wie ich mir das schon lange wünsche. Auf jeden Fall machst du das super, gefällt mir.
Hallo Renate,
vielen Dank für Deinen netten Beitrag. Zum Glück bin ich mir da mit meiner Frau einig, dass unser Garten so natürlich und bunt wie möglich aussehen soll. Ok, den „Mini Rasen“ sollte ich öfter mähen, aber das war es dann auch schon mit den Wünschen 🙂 Ich lass ihn am liebsten wachsen, das zieht ohne Ende Insekten an, die auch in der Umgebung die Blüten bestäuben und den Ernteertrag erhöhen. Ich drück Dir die Daumen dass er Dich einfach mal machen lässt. So ein „wilder“ Bio Garten macht viel weniger Arbeit, ist entspannend und aufgrund der Artenvielfalt auch sehr interessant zu beobachten.
LG
Marco