Beitrag überprüft und zuletzt aktualisiert am 19. März 2023
Ich werde sehr oft gefragt, wie lange denn so ein Burnout bis zu seiner vollständigen Heilung dauern kann. Die Antwort dazu ist im Grunde recht einfach: „So viel Zeit, wie Du selbst dazu benötigst.“ Die Frage an sich ist falsch gestellt, denn sie zeigt ein Dilemma, dass viele Betroffene zu Beginn oder auch Mitten in einem Burnout haben. Sie suchen im Internet nach der maximalen Dauer eines Burnouts, nach einer möglichst raschen Heilung, alles soll so schnell wie möglich gehen und so sein wie es vorher war bzw. wie man sich vorher gefühlt hat. Doch genau das ist absolut kein empfehlenswerter Weg für die Bearbeitung dieses Themas.
Zunächst einmal hat schließlich das was vor dem Ausbruch des Burnouts war überhaupt dazu geführt, dass es zum Burnout kam. Zum anderen macht es Druck und ist für den Heilungsprozess äußerst schädlich, wenn man sich ein Zeitlimit setzt oder direkte Vergleiche mit anderen Betroffenen zieht die bereits wieder gesund sind oder denen es zumindest besser geht.
Ein Burnout heilt nicht von heute auf morgen, es ist ja auch nicht innerhalb einer so kurzen Zeit entstanden. Der Heilungsprozess benötigt im günstigsten Fall einige Monate, meist jedoch ein bis zwei Jahre und teils sogar länger. Ich möchte in diesem Beitrag von meinen eigenen Erfahrungen diesbezüglich berichten.
Burnout – Wie schnell wird man wieder gesund? – Eine Chronologie meiner Heilung
Da man hier keine pauschale Aussage treffen kann und ich persönlich aus eigenen Erfahrungen sowie durch den Austausch mit Betroffenen einige Geschichten sammeln konnte, würde ich jedoch nicht unter sechs Monate für einen halbwegs akzeptablen Heilungsprozess veranschlagen. Das ist dann aber auch wirklich zeitlich die absolut unterste Grenze.
Ich möchte konkret zu meinem eigenen Prozess der Heilung einen kurzen stichpunktartigen Ablauf zusammenfassen der den langen Weg bis zur vollständigen Genesung verdeutlichen soll:
- Juni 2016 – Konkreter Ausbruch meines damaligen Burnouts mit ersten Symptomen, die ich nicht mehr ignorieren konnte. An psychische Probleme war für mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu denken. Hoher Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Sodbrennen und ein Gefühl von einem Kloß im Hals traten zum ersten Mal auf.
- Juli 2016 – Weiter gemacht wie bisher, nach kurzer Krankschreibung. Motto: „Ist ja alles nur körperlich“… Durchhalten.
- Ende Juli 2016 – Erste starke Angstzustände, Panikattacken, Gefühl verrückt zu werden, alles nicht mehr zu schaffen, Sinnkrise, Dauergrübeln, Schlafstörungen. Das Ganze wurde durch die psychischen Nebenwirkungen eines Antibiotikums gegen Borreliose noch gefördert, da ich mir im Wald damals beim „zwanghaften Entspannen“ Zecken geholt hatte. Kurz wieder krankgeschrieben und weiter gemacht…
- August 2016 – Alles ignoriert, nochmal eine leichte Aufwärtsphase erlebt, es sollte die letzte sein bis das Burnout vollständig ausbrach.
- September 2016 – Völlig wie von der Welt geholt, fast gänzlich emotionslos gegenüber allem, gleichzeitig Angstzustände, Panikattacken, extreme Schlafstörungen und eine schwere Depression folgten. Unterlagen von Lebensversicherung als Panikreaktion besorgt, da ich nicht mehr wusste wie es weiter gehen soll…
- Oktober 2016 – Ich war mir langsam bewusst das mit mir etwas ganz und gar nicht auf psychischer Ebene stimmt und ich dringend etwas tun muss! Ich fing an mir selbst in dieser Richtung über das Internet ständig neues Wissen anzueignen, machte den ersten Termin bei einer Neurologin und holte mir Unterlagen einer guten Psychiatrie, die mir ein ehemals betroffener Freund empfahl. Zudem fing ich trotz Angst und Panik an, mich für einen Tai-Chi/Qi Gong Verein einzutragen und dort aktiv einmal die Woche teilzunehmen. Das Programm bestand aus Meditation, Reden und natürlich Qi Gong. Der Besuch bei der Neurologin war eine Katastrophe, nach wenigen Minuten und einer Heulattacke meinerseits, weil ich einfach fertig war, diagnostizierte sie mir eine mittelschwere Depression, Reflux/Sodbrennen und Schlafstörungen. „Das sei häufig in meinem Alter durch die Überarbeitung“. Sie verschrieb mir ein Antidepressiva und wollte es direkt mit einem Schlafmittel und einem Protonenpumpenhemmer ergänzen. Ich war danach noch fertiger als vorher und ging. Ich wechselte direkt den Arzt und fand einen wesentlich besseren, der sich auch viel Zeit für mich nahm. Ich habe dann mehrfach Blutbilder vom neuen Arzt machen lassen. Ergebnis: Nährstoffvorräte teils kritisch, mit hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln durchgängig supplementiert, Vitamin D genommen, Magnesium, Kupfer, Zink, Selen, B-Vitamine und noch einiges mehr, das im Mangelzustand oder auf einem kritischen Niveau lag. Es sollte weit über ein Jahr dauern, bis sich wieder ein gesunder Status im Blut eingestellt hatte. Der jahrelange Stress und die zuvor suboptimale Ernährung hatten sehr viel aufgezehrt.
- Ende Oktober 2016 – Der totale Zusammenbruch, maximal 1-2 Stunden Schlaf die Nacht, extreme Schweißausbrüche, Angst, Schwindel, Sehstörungen, extremes Zittern, nicht den Wunsch zu sterben, aber das jemand einfach für einige Zeit den Aus-Knopf drückt. Sodbrennen das mir die Magensäure nachts regelrecht in den Mund kippte und starker Gewichtsverlust. Totale Realisation unter Heulkrämpfen das es nun vorbei ist mit meinem vorherigen Leben und das Eingeständnis das ich wirklich ein heftiges Burnout habe. Es sollte eine 10- monatige Krankschreibung folgen.
- November 2016 – Ab und zu konnte ich wieder etwas mehr schlafen. Die meisten Symptome blieben zunächst jedoch.
- Dezember 2016 – Das erste Weihnachten nach Jahren im Beruf vollständig zu Hause. Mein Gemütszustand und meine Symptome schwankten stark, alles war mir irgendwie zu viel. Erbrechen, Übelkeit, Kloß im Hals, weiter Schlafstörungen und Ängste sowie psychosomatisches Asthma. Starke innere Unruhe und selbst ein Arzttermin oder das Einkaufen erreichte bereits mein Stresslimit da sich ertragen konnte.
- Januar 2017 bis Anfang März 2017 – Aufenthalt von über 9 Wochen in einer Psychiatrie mit Schwerpunkt Hypnose. Dies war ein gigantischer und entscheidender Schritt nach vorne. Das erste Mal wieder richtig lachen können, wesentlich bessere Schlafqualität gefunden, einige Symptome hatten sich reduziert, manche sind ganz verschwunden und wieder andere sollten noch eine ganze Zeit bleiben.
- März 2017 – Das erste Mal wieder zu Hause, eingewöhnen war angesagt und die Zeit nehmen die ich für mich brauchte. Ich schlief zunächst in einem separaten Raum und ging täglich alleine für Stunden in die Natur. Zusätzlich fing ich an immer öfter zu meditieren. Ernährte mich gesünder, nahm weiter Nahrungsergänzungsmittel, aber inzwischen nur noch sechs oder sieben Stück. Das Blutbild verbesserte sich kontinuierlich. Ich stellte die Zufuhr von Baldrian und Johanniskraut vollständig ab. Einige psychische und psychosomatische Symptome waren schwankend aber immer noch häufig vorhanden. Insbesondere das Kloß Gefühl im Hals, die immer wieder aufkeimende innerliche Unruhe und auch ein psychosomatisches Asthma, was durch geringsten Stresseinfluss immer wieder ausgelöst wurde. Zwischendurch schnürte mir das Kloßgefühl in Kombination mit dem Ziehgeräusch regelrecht den Atem ab.
- April bis Juni 2017 – Der Schlaf wurde immer besser, nahezu tägliche Spaziergänge in der Natur, wöchentliches Qi Gong und noch regelmäßigere Meditation, etliche Bücher gelesen, YouTube Videos und Dokumentation geschaut und stets an mir selbst gearbeitet. Die meisten psychischen und körperlichen Symptome waren entweder weg oder zumindest nur noch reduziert vorhanden. Im Mai startete ich eine Unterstützende ambulante Therapie mit einem Psychologen. Es war mehr eine Feedbackrunde, aber hilfreich.
- Juli – August 2017 – Vorbereitung auf den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt. Ein Karussell der Gefühle, Aufregung und auch Ängste. Ab Anfang August die tägliche Meditation eingeführt.
- September 2017 – Wiedereinstieg in meinen alten Beruf und in die alte Arbeitsumgebung. Abszess unter dem Arm bekommen, der in einer OP weggeschnitten wurde. Knapp drei Wochen Krankenschein, nach Widerankunft die Feststellung, dass nun noch weniger Personal zur Verfügung steht, die Krankenquote extrem hoch ist und die Stimmung insgesamt freundlich gesagt ein sehr dürftiges Niveau hat. Trotz Schwankungen war ich interessanterweise aber ruhiger, viel mehr bei mir selbst und alles was ich zuvor gelernt hatte zeigte Wirkung in unterschiedlicher aber durchweg positiver Weise. Mein Mitarbeiterteam mit dem ich mich sehr gut verstand und auch heute noch gut verstehe unterstützte mich, so war alles wesentlich erträglicher.
- Oktober 2017 – Dezember 2017 – Trotz ständiger Unterbesetzung und hohem Stressniveau blieben meine restlichen Symptome konstant und verbesserten sich sogar. Ich war meist ganz bei mir selbst, die Meditation machte ich täglich weiter und auch das Lesen lies ich mir nicht nehmen. Überstunden machte ich im Vergleich zu früher nur noch selten. Um diese Zeit herum verschwand auch mein psychosomatisches Asthma und der Kloß im Hals trat wesentlich seltener und wenn dann abgeschwächter auf. Die meisten Symptome waren inzwischen weg.
- Das Jahr 2018 – Hier ging es insgesamt in Wellen Stück für Stück weiter nach oben. Meine Blutwerte waren Anfang des Jahres endlich auf einem sehr guten Niveau. Der Mangel an Magnesium, Vitamin D, Zink, B Vitamine usw. war vollständig beseitigt, die Ernährung deutlich verbessert, die Bewegung erhöht und die tägliche Meditation zum Standard wie Zähneputzen geworden. Ende 2018 bereitete ich mich dann auf einen totalen Neuanfang in der Selbständigkeit vor. Symptome wie insbesondere der Kloß im Hals gab es auch noch 2018, aber nur noch selten. Alle anderen Symptome waren nahezu verschwunden, ab und zu kam noch etwas Angst oder Unruhe hoch, aber auch das war auf einem absolut niedrigen Niveau. Im März 2018 beendete ich die ambulante Psychotherapie. Auch den Tod meines Vaters im April 2018, konnte ich viel besser durch die ganzen Maßnahmen die ich für mich getroffen hatte verarbeiten.
- Januar 2019 – Februar 2019 – im Februar 2019 verließ ich meinen ehemaligen Betrieb in dem ich 16 Jahre beschäftigt war im Guten und einigte mich in beidseitiger Zufriedenheit mit einer Auflösung meines Arbeitsvertrages. Kurz danach machte sich eine schon sehr lange nicht mehr dagewesene Freude und Motivation breit. Es sollte zunächst aber nochmal ein regelrechtes „Auskotzen“ des Körpers stattfinden, was mich über 6 Wochen teils vollständig lahmlegte. Eine sehr heftige Erkältung mit Sekundärinfektion und wochenlangen extremen Halsschmerzen und eitrigen Entzündungen im Hals folgten. Mein Körper entgiftete sich regelrecht von Grund auf.
- Februar 2019 bis August 2019 – Nach dem Mai 2019 ging es von einem bereits sehr guten Niveau immer weiter Berg auf, inzwischen ging es mir wesentlich besser als vor dem Burnout und mein Leben hat sich grundlegend geändert. Trotzdem arbeite ich natürlich weiter an mir und führe diese Veränderungen im positiven Sinne fort.
Das war wirklich nur die ganz kurze Fassung meiner persönlichen Burnout Geschichte. Sie soll ganz klar verdeutlichen, dass die Heilung von einem Burnout sehr viel Zeit beansprucht und die Dauer absolut individuell zu sehen ist. Hätte ich auf die erstbeste Ärztin gehört und die Psychopharmaka geschluckt und einfach sonst nichts Großartiges gemacht, dann würde es mir heute wohl nicht ansatzweise so gut gehen. Ich möchte damit Niemanden von ärztlich verordneten Medikamenten abhalten, doch aus meiner Sicht und persönlichen Meinung sind sie nicht die Lösung und wirklich nur in ganz extremen Fällen sinnvoll.
Es hängt ganz von einem Selbst ab, ob und wie lange es zur Heilung eines Burnouts mit all seinen Symptomen dauert. Ein Zeitlimit oder unnötiger Druck den man sich dabei macht ist absolut kontraproduktiv. Auch das man sich ein Leben wie zuvor wünscht, ist ebenfalls die falsche Einstellung, denn dieses hat ja gerade erst zu dem Burnout Zustand geführt in dem man sich befindest oder befunden hat! Zu guter Letzt jetzt zu meiner Heilungsdauer vom Burnout. Fasst man die Zeitspanne von Juni 2016 bis zum Mai 2019 und somit zur vollständigen Heilung zusammen, dann waren es 2 Jahre und 11 Monate. Bis zu einem akzeptablen Zustand würde ich sagen waren es ein bis eineinhalb Jahre.
Ist ein Burnout vollständig heilbar oder bleibt man danach immer in seiner Leistung im Vergleich zu vorher eingeschränkt?
Man hört oft davon, dass Menschen die einen Burnout erlebt hatten danach nicht mehr ihre volle Leistung im Vergleich zu vorher abrufen können. Auch steht für manche Betroffene eine Rückkehr in ihren alten Beruf nicht mehr zur Debatte. Wenn eine solche Rückkehr dennoch unter Zwang geschieht, dann wird sie nicht selten nach kurzer Zeit wieder durch einen Rückfall in Angstzustände, Depressionen oder anderen psychosomatischen Symptomen quittiert. Das Gleiche gilt auch für negative private Lebensumstände, welche zuvor bestanden haben. Ein Burnout ist heilbar, benötigt aber entsprechend viel und vor allem ausreichend Zeit!
Die meisten von einem Burnout geheilten Menschen, ändern sich selbst und ihre beruflichen und/oder privaten Umstände im Anschluss oder noch während ihrer Heilung teils drastisch. Es kann auch sein, dass sie einige der alten Einflüsse und Tätigkeiten ganz verlassen oder einstellen. Man ist danach nicht mehr der unbewusste und funktionierende Mensch der man vorher war und das ist gut so! Sollte man die vollständige Heilung von einem Burnout daran festmachen, ob man nun wieder voll „funktionsfähig“ in sein altes Leben zurückkehren kann oder muss? Gerade dieses vorherige Leben mit seinen selbst gewählten Lebensumständen hat doch gerade erst zu einem Burnout geführt. Das „funktionieren müssen“ ist der beste Weg ins nächste Burnout!
Ein Burnout ist vollständig heilbar, aber Vieles wird sich danach ändern…
Wenn Dich z.B. Dein Beruf, eine Partnerschaft oder auch Deine persönlichen Verhaltensmuster in einen Burnout geführt haben, dann wäre es aus meiner Sicht alles andere als eine vollständige Heilung, wenn Du genau wieder das machst, im schlechtesten Fall sogar mit derselben Funktion und Leistung erfüllst, wie Du es vor dem Burnout getan hast. Wenn eine Person z.B. in einem Arbeitsumfeld, das extrem von negativem Stress überladen war wieder eingegliedert werden will, um dann langfristig weiter seine Funktion unter Zwang zu erfüllen und das obwohl es diesem Menschen absolut nicht gut tut, dann ist dieser Mensch aus meiner Perspektive alles andere als geheilt. Gelernt hat er daraus nicht, geschweige denn wohl eine echte Heilung erfahren.
Genauso sieht es aus, wenn das Burnout durch falsche Verhaltensweisen hervorgerufen wurde. Hat man z.B. sich selbst viel zu viel aufgeladen, sich immer wieder gezwungen noch mehr zu verdienen, noch einen Karriereschritt zu machen, noch ein Studium, noch mehr Abhängigkeiten und finanzielle Verpflichtungen aufzunehmen, dann wird sich dies nach einer Heilung auch nicht wiederholen. Wenn Du genau dieselben Verhaltensweisen wieder aufnimmst, die Du vorher hattest, dann ist das nächste Burnout und die nächste psychische Krise nicht weit.
Man ist nach einer Heilung nicht mehr exakt so wie man vorher war und das ist auch gut so! Du bist aber noch Du selbst und wahrscheinlich achtsamer und mehr bei Dir als zuvor. Ein Burnout ist kein Untergang, sondern die Chance auf einen wunderbaren Neustart!
Nach einem geheilten Burnout ist nicht mehr alles wie es vorher war und das ist auch gut so!
Stell Dir vor, alles in Deinem Leben wäre exakt wieder wie vor Deinem Burnout. Wenn Du gerade am Beginn einer solchen Situation bist oder mitten drinsteckst, dann wünschst Du Dir das vielleicht noch. Bei mir war das am Anfang nicht anders. „Wäre doch alles nur wie zuvor“ oder „Wäre ich selbst bloß wieder wie vorher“.
Dies ist aber ein komplett falscher Ansatz und hindert Dich an der Heilung. Es muss praktisch im Kopf den Klick machen oder der großen Schalter umgelegt werden,das man sich eingestehen kann, dass genau das vorherige Leben zum jetzigen Zustand geführt hat.
Es ist somit absolut nicht erstrebenswert, dass alles so wird wie es vorher war, ganz im Gegenteil. Man sollte diese Erkenntnis für komplett neue Wege und Herangehensweisen im Leben nutzen. Bei mir hat das Burnout damals einiges auf den Kopf gestellt und in seinem Verlauf und vor allem danach mein Leben grundlegend verändert. Es hat nicht nur mich und meine Persönlichkeit positiv verändert.
Diese Veränderungen können sich zunächst sehr hart anfühlen und es können ebenso Schwierigkeiten mit der Akzeptanz dieser neuen Gegebenheiten bestehen. Die Heilung eines Burnouts ist nicht nur dann abgeschlossen, wenn die psychischen und psychosomatischen Symptome größtenteils verschwunden oder drastisch reduziert sind, sondern wenn sich ein grundlegender Bewusstseinswandel eingestellt hat.
Ist es nicht völlig egal, wenn z.B. ein Informatiker der zuvor täglich 10-12 Stunden in einem negativen Umfeld unter Druck gearbeitet hat nach seinem Burnout dies nicht mehr „schafft“ und so nicht mehr „funktioniert“? Das hat nichts damit zu tun, dass er nun nicht mehr leistungsfähig ist. Er hat gelernt nicht mehr so einen Raubbau an sich selbst zu betreiben. Vielleicht arbeitet er danach nur noch seine 8 Stunden bei einem anderen Arbeitgeber, lässt sich versetzen oder macht einen Teilzeitjob. Es kann auch sein, dass er sich mit einem Nebengewerbe, an dem er viel Freude und Leidenschaft hat, in einer völlig anderen Branche selbständig macht. Das ist gut so, diese Person ist wirklich geheilt und hat gelernt. Sie ist jedoch alles andere als nicht mehr leistungsfähig!
In manchen schweren Fällen oder auch durch die eigene Bewusstseinsentwicklung erkennen einige Betroffene, dass der vorherige Job oder die Partnerschaft absolut nicht das Richtige war. Hat es dann etwas mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit zu tun, wenn man nicht mehr zurückkehren kann oder will? Nein ganz sicher nicht, im Gegenteil, es hat etwas mit Erkenntnis und einem gesünderen Umgang mit sich selbst zu tun. Vor allem aber ist endlich der negative Zustand des reinen „Funktionierens“ abgestellt worden.
Oft kommt es nach einem erfolgreich geheilten Burnout zu anderweitigen Leistungsschüben und vielen positiven Lebensveränderungen
Wer ein Burnout überwunden hat und die alten Gewohnheiten, Umgebungen und Verhaltensmuster ändert oder verlässt, der hat gute Chancen auf eine wirklich positive Entwicklung im Leben. Er kann über positiven Stress sogar noch leistungsfähiger als vorher werden und das nachhaltig, ohne sich selbst damit erneut zu schaden. Auch die Lebensfreude und Achtsamkeit im Alltag kann sich deutlich erhöhen, ebenso der gesunde und positive Umgang mit sich selbst und auch seinen Mitmenschen. Das kann sich vielseitig äußern:
- Es wird ein Beruf aus einer völlig anderen Branche gewählt, der einem so richtig viel Spaß macht
- Der zuvor negative und verhasste Arbeitsplatz wird gekündigt und in einem anderen Unternehmen ein Neuanfang gestartet und wieder Spaß am Beruf empfunden
- Der Freundeskreis wurde endlich ausgemistet und Personen die einen runtergezogen oder schlecht gemacht haben werden nun verlassen oder möglichst gemieden
- Der Partner/in der einen schlecht behandelt hat wurde Verlassen oder man hat sich ausgesprochen und die Beziehung blüht neu auf
- Man hat sich Selbständig gemacht und lebt in seinem Traumberuf
- Man hat einfach alles losgelassen und bereist die Welt, sucht nach einem Neuanfang
- Man hat eine ungeliebte Karriere oder eine gescheiterte Selbständigkeit endlich beendet, vielleicht auch eine weitere Überschuldung die geschäftlich oder privat einhergehen kann und sitzt nun in der Privatinsolvenz. Da klingt schlimmer als es ist. Was ist einem denn lieber, nochmal 30 Jahre so weiterleben, oder nach 7 Jahren endlich von allen Verpflichtungen befreit zu sein und einen Neuanfang zu starten?
Das sind nur einige Dinge die sich positiv verändern können oder die Chance auf einen grundlegenden und nachhaltigen Wandel bieten. Es gibt aber sicherlich noch unzählige Weitere.
Burnout als Chance auf ein besseres Leben – Meine eigenen Erfahrungen nach der Heilung
Als ich damals zu Beginn meines Burnouts stand, dauerte es noch Monate bis zum totalen Zusammenbruch und bis ich mir endlich eingestehen konnte, dass wohl ab jetzt kaum noch etwas so sein wird wie es vorher war. Selbst kurz vor dem absoluten Tiefpunkt dachte ich noch mit Sätzen: „hoffentlich wird es wieder so wie es war…“ an die Zeit davor.
Bevor man sich nicht eingestehen kann und akzeptiert, dass es eben ganz sicher nicht exakt so wie vorher sein kann und auch auf keinen Fall sein sollte, ist man aus meiner Sicht noch nicht auf dem nachhaltigen Weg zur Heilung von seinem Burnout.
Warum werden denn so viele Menschen rückfällig, was Burnout, Depressionen, Angst und Panikattacken und die vielen anderen psychischen und psychosomatischen Symptome angeht? Weil sie sich oft zwanghaft immer wieder den gleichen üblen Voraussetzungen und Verhaltensweisen unterwerfen die erst dazu geführt haben.
Erst als ich an dem Punkt war, an dem mein Körper und mein psychischer Zustand in eine schwere Krise und Depression verfiel, sollte mir das Ganze so richtig klar werden. – „Es soll nicht werden wie früher und das wird es auch nicht mehr…“
Zwischendurch ertappte ich mich beim Heilungsvorgang immer wieder bei den alten Gedankengängen. „Setz noch einen Punkt mehr auf Deine To Do Liste“, „Komm, das musst Du noch machen“, „Früher ging das doch auch“ oder „Nur noch die Punkte nach Feierabend…“ Es ist äußerst interessant, wenn man irgendwann die Beobachterrolle über seine Gedanken einnimmt und sieht zu was dieser Automatismus, dieses „funktionieren müssen“ führen kann. Welche Glaubenssätze vorherrschen und welche Standardabläufe von einem selbst über die Jahre gelernt und als normal akzeptiert wurden.
Sehr gut bei der Einnahme der Beobachterrolle hilft die Meditation, die zugleich mit eine der besten Maßnahmen für die Heilung von meinem Burnout und vielen weiteren psychischen Folgesymptomen war.
Fazit:
Ein Burnout ist definitiv heilbar! Man kann so viel daraus lernen und damit einen sehr großen, positiven Sprung in seiner Bewusstseinsentwicklung machen. Alles so wie es vorher war, wird es bestimmt nicht mehr, zumindest wenn man wirklich Heilung erfahren hat. Wenn es doch so sein sollte oder sehr ähnlich ist, dann hat man offensichtlich zu wenig über das „Funktionieren“, die Automatismen und Gedankengänge gelernt oder hängt noch an alte Glaubensätzen fest. Einer der schlimmsten Glaubenssätze ist dabei: „Ich muss aber“ gefolgt von dem Wort „eigentlich“.
Gerne kannst Du auch an meinem ausführlichen Burnout Test teilnehmen, selbstverständlich ist dieser kostenlos und ohne Angabe Deines Namens oder Deiner E-Mail Adresse nutzbar.
Zusätzliche interessante Beiträge:
zusätzlich sind auch oft Gutscheine und Vergünstigungen vorhanden, bei...
DocMorris - Europas größte Versandapotheke*
Hallo Marco
Danke für deine ehrlichen Worte. Ich bin wegen schwerer Depression seit Februar 2020 in Behandlung und habe mich vom behandelnden Psychiater im September 2022 wegen Burnout krankschreiben lassen. Da ich die Notbremse gezogen habe, ging es nicht bis zur völligen Erschöpfung mit stationärer Behandlung. Doch der berufliche Wiedereinstieg ist extrem schwierig, besonders, weil mein direkter Vorgesetzte nicht einsehen will, dass es auch ein systemisches und nicht nur ein persönliches Problem ist.
Ich bin erst 4 Monate an einem Burnout dran. Arbeite aber bereits seit 2 Monaten wieder mit 50% Pensum. Es funktioniert nicht. So wie vorher wird es auch nie mehr funktionieren. Ich würde jedem raten, min. 4 Monate Auszeit zu nehmen. Auch wenn ich mich gut gefühlt habe, ist die Belastung und der Druck im Beruf schwieriger zu handhaben als im Privatbereich.
In diesem Sinne, stimme ich dir zu. Ich strebe nicht mehr das alte „Normal“ an, sondern werde mich als Teil der Rehabilitation ganz klar auch nach einer neuen Stelle umsehen. Die beruflichen Rahmenbedingungen werden sich nicht ändern. Ein Burnout ist ganz klar eine Aufforderung des Körpers, das eigene Leben mehr im Einklang mit sich selbst und seinen eigenen Bedürfnissen zu gestalten.
Hallo Peggy,
natürlich es es jedem selbst überlassen was man macht, aber nach nur 4 Monaten Burnout bereits schon wieder 2 Monate zu arbeiten, selbst mit 50 % ist wirklich aus meiner Sicht viel zu früh.
LG Marco
Hallo, ich bedanke mich für deine super Website. Insbesondere zu Burnout gibt es kaum Literatur. Ich habe mich in deinen Beschreibungen selbst entdeckt. Ich bin seit Juni 2021 im Burnout und war zwischenzeitlich in der Wiedereingliederung, die leider zu früh war, da die Symptome nach kurzer Zeit mit aller Kraft wieder gekommen sind. Nun fange ich wieder von vorne an auch wenn ich nicht ganz so tief gefallen bin, wie beim ersten Mal. Ich würde gerne wissen ob du irgendwann Schwierigkeiten hattest weiter krank geschrieben zu werden? Ich nehme wahr, dass mein Psychiater ungeduldig wird und nur die Depression sieht aber nicht die Erschöpfung. Bei mir ist aber die Erschöpfung das Hauptproblem. Die wird im Laufe der Zeit geringer, aber was für den Alltag „reicht“ ist noch lange nicht ausreichend für das Berufsleben – insbesondere die fehlende Stressresistenz. Sobald ich aber berichte, dass es besser wird, droht die Wiedereingliederung, die aber zu früh ist. Bleibt also nur zu sagen, dass es keine Fortschritte gibt oder sollte ich mir einen anderen Psychiater finden? Meine bisherigen Erfahrungen zeigen aber, dass die alle auf Psychopharmaka setzen und sich ansonsten nicht für mich als Patient interessieren. Mein Hausarzt will mich aber nicht krank schreiben, weil er das in der Zuständigkeit des Facharztes sieht. Ist das so vorgeschrieben? Vielen Dank!
Hallo Dirk,
wechsel am besten den Facharzt. Druck ist absolutes Gift, genauso wie das ständige aufdrängen von Medikamenten nur um den Menschen irgendwie wieder „funktionsfähig“ zu machen. Ich hatte bis zu 8 Monate keinerlei Probleme, ab dann hat die Krankenkasse häufiger nachgefragt, aber ich hatte einen guten Arzt der zu Recht direkt dagegen geschossen hat.
LG
Marco